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Kastanienbluete

 Anita Schär hält Rückschau auf den Seniorenausflug 2018:

«Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben "Frühlings"zeit an deines Gottes Gaben, schau an der schönen Gärtenzier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben.»

So oft ging mir in den letzten Tagen diese Liedstrophe durch den Sinn.Wie durften wir doch wunderschöne Frühlingstage erleben! Ein ganz besonders schöner Tag war auch der 2. Mai. Wir Senioren waren wieder zum Ausflug mit den Landfrauen eingeladen. Wie schon im letzten Jahr wusste das Wetter nicht so recht, was es wollte! Die Sonne zeigte sich nur einen ganz kurzen Moment, doch begann es nicht zu regnen und auch der Nebel hing nicht herum. Und konnten wir auch die Weitsicht nicht geniessen, bekamen wir auch so viel Schönes in der Nähe zu sehen. Bei der Fahrt durchs Bigenthal, via Worb, Riggisberg, Schwarzenburg, sahen wir so viele schöne Gärten und «Bördli» mit wunderbaren «Pölsterli»! Und die unzähligen Kastanienbäume, die in voller Blüte standen! Je nach Höhe waren auch die Apfelbäume mehr oder weniger am Blühen. Dank einer Umleitung bekamen wir auch noch etwas vom Rüschegggraben zu sehen. Nach zwei Stunden Fahrt gab es die Kaffeepause im Landgasthof Garmiswil. Wie waren wir überrascht, als anstelle des erwarteten Gipfelis, ein herrlicher Nussgipfel auf uns wartete. Wohlgelaunt bestiegen wir wieder den Car und liessen uns dem Schiffenensee entlang Richtung Kerzers, Kallnach nach Aarberg führen. Dabei konnten wir einen Blick auf die Gemüsefelder im grossen Moos werfen. Auch die Glashäuser in Kallnach waren eindrücklich. Das Städtli Aarberg ist immer noch so schön. Schade, blühten die Geranien noch nicht, denn dann ist es noch schöner! (Ich schwärme ein wenig, da ich als Kind oft dort war und viele Erinnerungen wach wurden!)

In der Kirche Aarberg begrüsste uns die Präsidentin des Landfrauenvereins Rüegsbach, Christine Häfliger. Sie übergab das Wort sofort Herrn Tardel, der uns viel Interessantes über Aarberg erzählte: Aarberg wurde im Jahr 1220 gegründet. Ein späterer Besitzer, Ulrich der Vierte von Neuenburg, war als Folge seines liederlichen Lebenswandel gezwungen, Aarberg zu verkaufen. Es wurde durch die Stadt Bern erworben. 1553 erhielt Aarberg das Stadtrecht und hat es bis heute behalten. Im Moment hat es 4'500 Einwohner. Aarberg war früher ein sehr wichtiger Ort für die Reisenden von Deutschland nach Italien, gab es doch nur hier und in Büren a. A. einen Übergang über die Aare. Das ist nur ein kleiner Teil von dem, was wir alles über Aarberg zu hören bekamen! Z. B. die Anzahl der Wirtshäuser, die Übernachtungsgelegenheiten für Fuhrleute und Pferde; die verschiedenen, den damaligen Gegebenheiten angepassten Gewerbe. Auch über die Kirche wusste er viel Interessantes. Etwas was ich noch erwähnen muss, ist die Holzbrücke, die 1556 erbaut wurde und mit 144'000 Ziegeln gedeckt ist - wer hat die wohl gezählt? Doch besitzt Aarberg nicht nur altes, nein, es hat die modernste Zuckerfabrik der Welt!

Nach seinen Ausführungen verlies Herr Tardel uns schnell wieder, musste er doch weiter fahren mit Mais sähen!

Jetzt war der Moment, wo die Ältesten unter uns ein Blüemli oder eine Flasche Wein erhielten.

Mit einem Frühlingsgedicht begrüsste uns Susanne Gehrig. Anschliessend verlas sie die Namen derer, die seit unserer letzten Reise verstorben sind.

In der Andacht rief sie uns das Versprechen in Erinnerung, das Gott den Menschen gab: Solange die Erde besteht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht (1. Mose 8.22).

Wie es nach jedem Winter wieder Frühling wird, so gibt es nach Zeiten des Leidens auch wieder Zeiten der Freude. Und oft sind diese noch schöner als frühere Freuden. Das Beispiel haben wir ja diesen Frühling in der Natur. Nachdem im letzten Frühling so viel erfroren war, konnten die Bäume neue Kraft bilden und deshalb diese unsagbare Blütenpracht in diesem Frühling! Von unserer Lebenserwartung aus gesehen sind wir jetzt im Spätherbst! Wir können nun selbst entscheiden, wollen wir ängstlich in die Zukunft schauen oder dankbar zurück blicken! Eine innere Bereitschaft haben zum Alter macht zufrieden. Und oft können wir auch gerade im Alter noch so viel Schönes erleben, z. B. neue Freundschaften, Besuche erhalten oder - wenn es die Umstände erlauben - Besuche machen und und und. Aber uns auch die Zeit nehmen uns aufs Sterben vorzubereiten! Wenn wir dies alles noch können, so ist das geschenkte Gnade von Gott!

Nach der Kirche begaben wir uns in das Restaurant Krone zu einem guten Nachtessen. Wer hat wohl vor dem Eintreten noch an die Wölbung hinauf geschaut? Die Schablonen für diese zwei Wappen hat Alfred Stalder im Jahr 1951 während seiner Lehrzeit im Auftrag von Maler Soom, der ja sicher vielen noch ein Begriff ist, ausgesägt. Sie wurden dann im Atelier von Soom bemalen und in der Wölbung montiert.

Über den Frienisberg, Kirchlindach, Zollikofen, Burgdorf wurden wir sicher wieder nach Rüegsbach chauffiert. War das ein schöner Tag!

Ganz herzlich möchte ich nun danken: Zuerst den Frauen, die diesen Ausflug organisiert haben, die Einladungen verschickt und sich um uns gekümmert haben und besorgt waren, dass es uns an nichts fehlte. Susanna Gehrig für die Mut machenden Worte. Und danke viel Mal den beiden Chauffeuren, die so sicher mit uns unterwegs waren. Ich schätzte es ganz besonders, dass wir während der Fahrt so viele Informationen erhielten, danke viel, viel Mal!

Ein herzliches «Bhüet nech Gott» allen, die dabei waren.

Anita Schär